30.11.15

Die Freunde halten Dominiks Idee am Leben

Sie haben erlebt, wie ihr Freund Dominik geborgen und in Würde im Hospiz Esslingen sterben durfte. Sie haben sich während der Tage, die der 26-Jährige im Frühsommer im Hospiz verbrachte, dort selbst gut aufgehoben gefühlt. Nun wollen Dominiks Freunde etwas zurückgeben und entwarfen eine Sonderedition von Stoffbeuteln exklusiv fürs Hospiz.

Mo, Raphael, Daniel (hinten), Sarah, Anna-Lena im Flatspot Shop - Foto: URH

2012 hat Dominik das Label „ConSilium“ gegründet, das fair gehandelte Textilien – vor allem Shirts, Jacken, Kappen und Mützen - individuell im Siebdruckverfahren bedruckt. Sie werden im Flatspot-Shop in Stuttgart verkauft. Die gebatikten und bedruckten Stoffbeutel sind Unikate. Von jedem Stück kommen fünf Euro dem Hospiz Esslingen zu Gute. „Wir wollen etwas unterstützen, das Dominik geholfen hat, und das war das Hospiz“, sagt seine Lebenspartnerin Sarah. Dominik habe sich einen Ort gewünscht, an dem er gut versorgt werde und keine Schmerzen leiden müsse, erzählt die 26-Jährige. Der Gedanke, irgendwohin zum Sterben zu gehen, sei zunächst krass gewesen. „Doch sobald ich im Hospiz war, war es wirklich schön.“ Auch Dominiks Freund Mo (26) meint: „Es herrscht dort eine gute Atmosphäre für das, was es ist.“

Das Esslinger Hospiz haben Dominik, seine Familie und Freunde bewusst ausgewählt, nachdem keine Hoffnung mehr auf Heilung bestand und die Chemotherapie abgebrochen wurde. „Es hat uns gleich überzeugt mit seiner ruhigen Lage, dem Garten, den schönen Zimmern und der Freundlichkeit. Wir wurden dort sehr nett empfangen“, erzählt Sarah. Auch für Dominik war die Atmosphäre wohltuend: „Man merkte, dass es ihm viel besser ging als im Krankenhaus. Er wurde in Ruhe gelassen, wenn er wollte, und sie stellten sich ganz auf seine Wünsche ein.“ Dass eine Hospiz-Mitarbeiterin ihm sogar eigens sein Lieblingsmüsli besorgte, habe sie verblüfft. Auch ein Grillfest für Dominik wäre kein Problem gewesen. Dazu sei es aber leider nicht mehr gekommen, bedauert die junge Frau.

Viel Zeit auch zur Verabschiedung

Sie habe, wann immer sie wollte, mit ihm ganz ungestört für sich sein können. Das, aber auch dass die Freunde jederzeit und so lange sie wollten zu Besuch kommen konnten, hat den jungen Leuten gefallen. „Ich fühlte mich sehr willkommen, obwohl wir ja nicht das übliche Publikum dort sind“, sagt Mo. Als Dominik gestorben war, sei ihnen viel Zeit zur Verabschiedung gelassen worden. „Wir konnten noch den ganzen Tag bei ihm verbringen und fühlten uns nie unerwünscht“, so Anna-Lena (24). Sarah tut jetzt die Trauerbegleitung im Hospiz gut. „Das zeigt, wie engagiert man sich dort auch um die Angehörigen kümmert.“ Keiner der Freunde hatte sich vorher mit dem Hospizgedanken beschäftigt. Heute sind sie sich mit Sarah einig: „Das ist eine tolle und wichtige Einrichtung.“

Junge Menschen beschäftigen sich mit Hospiz

Mit den Batikbeuteln – fast 25 sind bereits verkauft, 50 weitere in Produktion -  unterstützen sie nun das Hospiz. Viele Kunden fänden die Aktion toll und griffen bewusst zu den Beuteln, erzählt Daniel (28). Susanne Kränzle, die Leiterin des Hospiz, ist begeistert: „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich junge Menschen mit dem Hospiz beschäftigen. Umso mehr berührt mich diese kreative Aktion. Es ist schön, dass wir Dominik und seinen Freunden ein Gefühl der Geborgenheit und des Angenommen Seins geben konnten. Ihre Unterstützung ist für uns sehr wertvoll und wir sagen herzlich Dankeschön.“

Dominik ist immer dabei

Mit ihrem Engagement erfüllen die Freunde Dominiks Wunsch, ConSilium weiterzuführen – in ihrer Freizeit, denn wie ihr verstorbener Freund, der als Erzieher an einer Schule arbeitete, sind alle aus dem rund zehnköpfigen Team berufstätig. Gemeinsam bedrucken sie abends oder am Wochenende Kleidung und empfinden: Dominik ist immer dabei. „Wir mussten uns dazu selbst viel beibringen, was Dominik vorher gemacht hat“, sagt Raphael (21) mit Blick auf die Siebdruckmaschine, die absolute Präzision beim Arbeiten erfordert.

Doch die Freunde sind entschlossen, Dominiks Idee nicht sterben zu lassen. ConSilium – den Namen hatte Dominik mit Bedacht gewählt. Zugrunde liegt ihm das lateinische „concilium“, das unter anderem Gemeinschaft bedeutet. „Er war ein Mensch, dem Freundschaften sehr wichtig waren. Als seine Freunde machen wir nun in seinem Sinn weiter“, sagt Daniel. „Das ist auch eine Art Trauerarbeit“, ergänzt Sarah. Als Freundeskreis hat sie Dominiks Tod stärker zusammengeschweißt.